In den ersten Monaten des Jahres kam es in der Wirtschaft und an den Märkten zu erheblichen Turbulenzen, besonders an den US-Aktien- und Anleihemärkten stieg die Volatilität deutlich.
Eine Kette unwahrscheinlicher Ereignisse hat eine dramatische Achterbahnfahrt ausgelöst, auf einen sprunghaften Anstieg der Volatilität und eine massive Verkaufswelle folgte eine relativ schnelle Rückkehr zur Normalität.
Nach den US-Zollankündigungen vom 2. April stieg die Volatilität deutlich an, vor allem drei Risiken sorgten für Verunsicherung: die Aussicht auf eine mögliche Stagflation (eine Rezession bei gleichzeitiger Inflation), die Gefahr einer massiven Disruption des Welthandels und die Annahme, dass die US-Regierung kurzfristige Konjunktur- und Kurseinbrüche zu tolerieren bereit ist.
Der S&P 500 Index, der die 500 größten US-Aktien enthält, gab deutlich nach, vor allem die teuer bewerteten „Glorreichen 7“ und zyklische Sektoren (zyklische Konsumgüter und Industriewerte) kamen unter Druck. Defensive Sektoren wie Basiskonsumgüter, Versorger und das Gesundheitswesen hielten sich vergleichsweise gut.
S&P 500 Index und des CBOE Volatility Index (VIX)
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da man nicht direkt in einen Index investieren kann.
Anmerkungen: Die Grafik zeigt die täglichen Marktdaten für den Zeitraum vom 31. Dezember 2024 bis zum 30. April 2025. Der CBOE Volatilitätsindex (VIX, rechte Seite) ist ein Näherungswert für die erwartete Bandbreite der Kursveränderungen an den US-Aktienmärkten in den nächsten 30 Tagen und basiert auf den Kursen von Derivatekontrakten, die an den erwarteten Anstieg und Rückgang des S&P 500 Index gebunden sind (linke Seite).
Quelle: Bloomberg.
Am Markt für Unternehmensanleihen war die Entwicklung ähnlich, allerdings fiel die Ausweitung der Kreditrisikoaufschläge moderater aus. Auch hier waren vor allem zyklische Werte und Anleihen mit geringerer Bonität betroffen, Unternehmensanleihen mit höherem Rating entwickelten sich insgesamt besser.
Das am 9. April von der US-Regierung angekündigte 90-tägige Moratorium für die meisten Zölle läutete eine dramatische Wende ein: Die unmittelbaren Gefahren schienen abgewendet, die Märkte erholten sich deutlich. Das unerwartet hohe Gewinnwachstum von IT-Unternehmen und Kommunikationsdienstleistern sowie die überraschende Deeskalation im Handelskrieg zwischen den USA und China am 12. Mai verlängerten die Erholung bis weit in den Mai. An den Aktienmärkten konnten insbesondere Growth- und High-Beta-Aktien zulegen, an den Anleihemärkten fielen die Kreditrisikoaufschlage zurück auf die Tiefstände von Ende März.
Was sich geändert hat – und was nicht
Welche Schlüsse können wir aus den Entwicklungen der letzten Wochen ziehen? Zwei Dinge fallen auf: Zum einen hat sich an den Bewertungen von Risikoaktiva nicht wirklich viel verändert, an den Aktien- und Unternehmensanleihemärkten zeigen sich zwei Seiten der gleichen Medaille. Insbesondere US-Aktien sind aufgrund des robusten Gewinnwachstums und steigender Margen großer Unternehmen weiterhin teuer bewertet, das Verhältnis von Kurs zu erwartetem Gewinn der nächsten 12 Monate ist mit 21 historisch hoch. Unternehmensanleihen werfen dagegen aufgrund der hohen risikofreien Zinssätze attraktive Renditen ab, die historisch niedrigen Kreditrisikoaufschläge werden durch robuste Fundamentaldaten gestützt. Das Spannungsverhältnis zwischen soliden Fundamentaldaten und historisch hohen Bewertungen hält also an.
Zum anderen fällt auf, dass die Erholung an zwei Märkten vorbeigegangen ist: Die Zinskurve von US-Staatsanleihen ist höher und steiler als vor dem 2. April, der Dollar noch immer schwächer. Jetzt, wo sich die Entwicklung in der Zollpolitik besser abschätzen lässt, verlagert sich die Aufmerksamkeit der Märkte auf die Haushaltslage in den USA und die Frage: Wie tragbar ist das Defizit? Als letzte der drei großen Ratingagenturen hat Moody‘s dem Land am 16. Mai sein AAA-Rating entzogen, was die Märkte mit einem Anstieg der Effektivzinsen auf 30-jährigen Staatsanleihen über die psychologisch wichtige 5%-Marke quittierten. In den kommenden Monaten dürfte daher neben den Auswirkungen der Zölle auf die US-Wirtschaft auch die Haushaltslage des Landes im Fokus der Märkte stehen.
Wegen der positiven Entwicklungen in den Handelsbeziehungen mit China haben wir unsere Prognosen angepasst und gehen jetzt von einem effektiven US-Zollsatz von knapp über 10% zum Jahresende aus. Damit wären die Zölle höher als im letzten Jahr, lägen jedoch deutlich unter unserer Schätzung unmittelbar nach Zollankündigung vom 2. April von rund 20%.
Unsere Wachstumsprognose für das laufende Jahr haben wir um das Doppelte auf rund 1,5% angehoben.
Auch die Inflation dürfte steigen, wenn auch nicht in dem Maße, wie wir es vor dem Zollmoratorium erwartet hatten.
Der US-Notenbank (Fed) dürfte es jetzt leichter fallen, ihrem Doppelmandat – Preisstabilität und nachhaltige Beschäftigung – gerecht zu werden. Bis zum Jahresende rechnen wir weiterhin mit zwei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte.
Wirtschaftsprognosen für die USA
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Wachstum |
Arbeitslosenquote |
Kerninflation |
Geldpolitik |
Jahresendprognose |
1,5% |
4,7% |
3% |
4% |
Für die Wachstumsaussichten der Eurozone waren die jüngsten Entwicklungen günstig. Der „Waffenstillstand“ zwischen den USA und China wirkt sich positiv auf die Weltwirtschaft und die Finanzkonditionen aus, außerdem machen die Vereinbarungen, die die USA mit China und Großbritannien getroffen haben, ein ähnliches Abkommen mit dem Euroraum wahrscheinlicher. Wir haben daher unsere diesjährige Wachstumsprognose für den Euroraum auf knapp über 1% angehoben.
Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Zinssatz für die Einlagefazilität der Europäischen Zentralbank von derzeit 2,25 auf 1,75% sinken wird.
Wirtschaftsprognosen für den Euroraum
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Wachstum |
Arbeitslosenquote |
Kerninflation |
Geldpolitik |
Jahresendprognose |
1,1% |
6,3% |
2,1% |
1,75% |
Wegen der besseren Aussichten für die Weltwirtschaft und dem unerwarteten Wachstum im ersten Quartal haben wir unsere Wachstumsprognose für das laufende Jahr von rund 0,5 auf knapp über 1% angehoben. Fortschritte in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und Großbritannien sowie zwischen den USA und China untermauern unsere optimistische globale Einschätzung. Aufgrund von Vorverlagerungseffekten und der anhaltenden Unsicherheit erwarten wir für das zweite Quartal jedoch ein deutlich schwächeres Wachstum.
Die Kerninflation ist nach wie vor hoch, die Fortschritte in der Eindämmung der Dienstleistungsinflation und des Lohnwachstums waren in den vergangenen Monaten mager. Die Aussicht auf eine weitere Straffung der Finanzpolitik und die nach wie vor stabilen langfristigen Inflationserwartungen dürften die Bank of England (BoE) jedoch zu der Überzeugung bringen, dass der Inflationsdruck nachlassen wird.
Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass die BoE den Leitzins bis zum Jahresende auf 3,75% senken wird.
Wirtschaftsprognosen für Großbritannien
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Wachstum |
Arbeitslosenquote |
Kerninflation |
Geldpolitik |
Jahresendprognose |
1,1% |
4,8% |
2,9% |
3,75% |
Die bestehenden Zölle dürften die japanischen Exporteure erheblich belasten und die Bank of Japan (BoJ) veranlassen, mögliche Zinserhöhungen genauer abzuwägen.
Die Preise steigen weiter, gleichzeitig hat der strukturelle Arbeitskräftemangel die Investitionsausgaben in die Höhe getrieben, da sich Unternehmen um Produktivitätssteigerungen bemühen. Wir erwarten eine Stärkung des Konjunkturzyklus, die Kerninflation dürfte bis Jahresende über dem 2%-Ziel der Bank of Japan (BoJ) verharren.
Dennoch erwarten wie, dass die BoJ weitere Zinserhöhungen aufschieben wird, bis sich die Lage an der Zollfront stabilisiert. An ihrem Normalisierungszyklus dürfte die Zentralbank allerdings festhalten, zumal die japanische Inflation weiterhin über dem Zielwert liegt und sich die Lohn-Preis-Spirale schneller dreht.
Wirtschaftsprognosen für Japan
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Wachstum |
Arbeitslosenquote |
Kerninflation |
Geldpolitik |
Jahresendprognose |
0,7% |
2,4% |
2,4% |
1% |
Wegen der positiven Entwicklungen im Handel zwischen den USA und China schätzen wir die chinesische Konjunktur inzwischen optimistischer ein und haben unsere Prognosen für das laufende Jahr auf 4,6% angehoben. Dennoch sehen wir weiterhin erhebliche Negativrisiken für unser Szenario und gehen davon aus, dass die chinesische Regierung gegebenenfalls mit weiteren Konjunkturimpulsen eingreifen wird, was sich auch in unseren Zinsprognosen widerspiegelt.
Wir erwarten, dass der chinesische Leitzins – der 7-Tages-Reverse-Repo-Satz – bis Ende 2025 bei 1,3% liegen wird. (Zuvor waren wir von 1,2% ausgegangen.) Unsere Prognose für die Gesamtinflation haben wir auf knapp über null gesenkt, zumal die Fortschritte in den Handelsgesprächen den Druck auf die Preise für importierte Lebensmittel reduzieren. Unser Ausblick für die Kerninflation bleibt unverändert bei 0,5%.
Wirtschaftsprognosen für China
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Wachstum |
Arbeitslosenquote |
Kerninflation |
Geldpolitik |
Jahresendprognose |
4,6% |
5% |
0,5% |
1,3% |
Nach der letzten Auswertung des Vanguard Capital Markets Model® (VCMM) haben wir unseren 10-Jahres-Ausblick für wichtige Märkte mit Daten vom 30. April 2025 aktualisiert.
In den kommenden zehn Jahren erwarten wir die nachstehenden Nominalrenditen (jeweils in Landeswährung der Anlegerinnen und Anlegern in den entsprechenden Wirtschaftsräumen).1
1 Die Zahlen beruhen auf einer Bereichsleiste mit einer Genauigkeit von zwei Punkten für Aktien bzw. einem Punkt für Anleihen (jeweils um das 50. Perzentil).
WICHTIGER HINWEIS: Die Prognosen sowie andere Informationen, die von dem Vanguard Capital Markets Model® generiert werden und die Wahrscheinlichkeit verschiedener Anlagerergebnisse zum Gegenstand haben, sind naturgemäß hypothetisch, stellen keine tatsächlichen Anlagerergebnisse dar und garantieren keine zukünftigen Erträge. Die Ergebnisse des Modells werden mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit variieren. Die Prognosen des VCMM basieren auf statistischen Analysen und historischen Daten. Zukünftige Renditen können von den im VCMM erfassten historischen Mustern abweichen. Noch wichtiger ist jedoch, dass das VCMM extrem negative Szenarios unterschätzen kann, die in den historischen Zeiträumen, auf denen die Modellschätzungen beruhen, nicht vorkamen.
Das Vanguard Capital Markets Model® ist ein firmeneigenes Finanz-Simulationsinstrument. Es wurde von den primären Investment-Research- und Beratungsteams von Vanguard entwickelt und wird von diesen gewartet. Das Modell prognostiziert die Verteilung zukünftiger Renditen für zahlreiche Assetklassen. Zu diesen Assetklassen gehören die US-amerikanischen und internationalen Aktienmärkte, US-Treasuries und Unternehmensanleihen mit verschiedenen Laufzeiten, internationale Anleihemärkte, US-Geldmärkte, Rohstoffe sowie bestimmte alternative Anlagestrategien. Die theoretische und empirische Grundlage des Vanguard Capital Markets Model ist die Beziehung zwischen Rendite und Risiko: Die Renditen zahlreicher Assetklassen sind der von Anlegern im Gegenzug für bestimmte Arten von systematischem Risiko (Beta) verlangte Ausgleich. Das Modell beruht im Kern auf Schätzungen der dynamischen statistischen Beziehung zwischen Risikofaktoren und Asset-Renditen. Diese erhalten wir durch statistische Analyse monatlicher Finanz- und Wirtschaftsdaten, die bis in das Jahr 1960 zurückreichen. Mithilfe eines Systems von Gleichungsschätzungen führt das Modell eine Monte Carlo-Simulation durch, um die geschätzten Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und Assetklassen sowie Ungewissheit und Zufälle langfristig zu prognostizieren. Das Modell generiert eine große Anzahl simulierter Ergebnisse für jede Assetklasse über verschiedene Zeiträume. Die Prognosen werden durch Berechnung der Zentraltendenzen in diesen Simulationen gewonnen. Die Ergebnisse des Modells variieren mit jeder Nutzung sowie im Laufe der Zeit.
Der Wert des VCMM liegt primär in seiner Anwendung für die Analyse potenzieller Kundenportfolios. VCMM-Prognosen für einzelne Assetklassen – bestehend aus Verteilungen der erwarteten Renditen, Volatilitäten und Korrelationen – sind der Schlüssel zur Bewertung potenzieller Verlustrisiken, verschiedener Risiko-Rendite-Zielkonflikte sowie der Diversifizierungsvorteile unterschiedlicher Anlageklassen. Zwar werden mit jeder Renditeverteilung auch Zentraltendenzen generiert, allerdings lassen sich die Ergebnisse des VCMM am effektivsten nutzen, indem man das gesamte Spektrum möglicher Ergebnisse für die untersuchten Assetklassen betrachtet.
Das VCMM generiert ein breites Spektrum möglicher Ergebnisse und soll so die Unsicherheit von Prognosen darstellen. Es ist wichtig zu verstehen, dass das VCMM den Renditeverteilungen keine „Normalität“ aufzwingt, sondern vielmehr von den sogenannten „Fat Tails“ (Extremrisiken) und der Schiefe in der empirischen Verteilung der modellierten Assetklassenrenditen beeinflusst wird. Innerhalb eines breiten Ergebnisspektrums können Anlegerinnen und Anleger sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen, was die Vielfältigkeit der möglichen zukünftigen Pfade unterstreicht. Tatsächlich ist dies einer der wichtigsten Gründe, warum wir Renditeprognosen als Verteilung darstellen.
Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken
Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.
Die frühere Wertentwicklung gibt keinen verlässlichen Hinweis auf zukünftige Ergebnisse. In den Performanceangaben sind die Provisionen und Kosten im Zusammenhang mit der Ausgabe und Rücknahme von Anteilen nicht berücksichtigt.
Jegliche Prognosen sollten als hypothetischer Natur betrachtet werden und spiegeln keine zukünftigen Ergebnisse wider bzw. garantieren diese nicht.
Wichtige allgemeine Hinweise
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