• In den vergangenen Jahren verliefen Kurskorrekturen meist mild, in Zukunft müssen Anlegerinnen und Anleger mit tieferen und länger anhaltenden Kursverlusten rechnen. 
  • Verschiedene Kräfte haben in den letzten 15 Jahren zusammengewirkt und Kursrückgänge abgefedert. Diese Kräfte könnten sich verändern und ein schwierigeres Risikoumfeld schaffen. 
  • Anlegerinnen und Anleger sollten optimistisch sein, aber sich auch auf Abschwünge vorbereiten. 

„Kurseinbrüche können deutlich länger ausfallen, als wir es seit einigen Jahren gewohnt sind. Auf einen solchen möglichen Wetterumschlag sollten sich Anlegerinnen und Anleger vorbereiten.“

Kevin Khang

Vanguard Senior International Economist

In diesem Jahr kam es an den Märkten bereits zu deutlichen Kursschwankungen, und auch in Zukunft müssen Anlegerinnen und Anleger wohl oder übel mit weiterer Volatilität rechnen. Als US-Zollankündigungen die Kurse Anfang April ins Wanken brachten, konnten sich die Aktien- und Anleihemärkte nach weniger als einem Monat erholen. Für Anlegerinnen und Anleger bietet diese Episode eine wertvolle Gelegenheit, die eigene Risikoeinstellung zu überdenken.

Am Anfang einer gesunden Risikoeinstellung steht die Einsicht, dass Abschwünge nicht immer so mild und Erholungen nicht immer so schnell verlaufen, wie wir es in den letzten 15 Jahren erlebt haben. Drei einfache Grundsätze für den Umgang mit Risiken können auch in Zeiten hoher Volatilität zu besseren Anlageergebnissen führen. 

Grundsatz 1: Unkalkulierbares Risiko mahnt zur Demut

Der verstorbene Finanzhistoriker Peter Bernstein bemerkte einmal, dass bestimmte Risiken von Natur aus unberechenbar („unknowable“) sind. Diese Risiken sind in der Regel besonders disruptiv, denn sie können Anlegerinnen und Anleger ohne Vorwarnung treffen. Beispiel 2008: Ein wesentlicher Faktor der Finanzkrise, der erst im Nachhinein wirklich ersichtlich wurde, war das Ausmaß systemischer Risiken durch Kreditderivate. Das Ausmaß der Kreditrisikokonzentration innerhalb des Systems, insbesondere in US-Hypotheken, trat erst dann deutlich zutage, als sich die Krise verschärfte. Auf dem Höhepunkt der Krise löste diese Unsicherheit Panik aus.

Der Grund für die nervöse Reaktion der Märkte auf die Zollankündigungen war nicht der Kurswechsel in der Zollpolitik selbst, sondern Umfang und Ausmaß dieser Zölle sowie das Tempo ihrer Umsetzung. Diese Faktoren waren weitgehend unvorhersehbar und verschärften die Volatilität.

Ein wirklich disruptives Risiko ist oft nicht vorab erkennbar. Für eine gesunde Risikoeinstellung kann es hilfreich sein, dieser Wahrheit mit Demut zu begegnen. Wenn man akzeptiert, dass unkalkulierbare Risiken regelmäßig Volatilitätsausschläge auslösen, kann man diesen „Tail“-Risiken (extreme Marktentwicklungen, die zwar höchst unwahrscheinlich sind, aber gravierende Folgen haben) flexibel und mit einer gemäßigten Reaktion begegnen, die Auswirkungen unvorhergesehener Ereignisse abmildern und panikartige Entscheidungen verhindern.

Grundsatz 2: Auf eine solide Asset-Allokation kommt es an

Eine ungewisse Zukunft und unbekannte Risiken sprechen für eine robuste Asset-Allokation – eine Lösung, die in diversen Szenarien gute Ergebnisse liefert und nicht in einigen wenigen Szenarien optimale, in anderen dafür äußerst enttäuschende Ergebnisse. Ein robustes Portfolio erkennt man daran, dass Anlegerinnen und Anleger auch und insbesondere unter extremen Marktbedingungen an ihm festhalten können.

Belastbare Kapitalmarktprognosen, die auch Extremereignisse berücksichtigen, tragen ebenfalls entscheidend zu einer soliden Asset-Allokation bei, denn schlechte langfristige Ergebnisse stellen für langfristige Anlegerinnen und Anleger ein größeres Risiko dar als kurzfristige Schwankungen. In der Praxis berücksichtigt ein robuster Portfolioaufbauprozess zahlreiche Renditeszenarien über den gesamten Anlagehorizont und führt zu einer Asset-Allokation, die auf diese Szenarien abgestimmt ist. 

Grundsatz 3: Optimistisch bleiben, Abschwünge einkalkulieren

Anlegerinnen und Anleger mit einem ausgewogenen Portfolio müssen Verlustrisiken mit Bedacht steuern. Wer in Zeiten drastischer Kursverluste an seiner Asset-Allokation festhalten will, muss die eigene Schmerzgrenze richtig einschätzen. In dem aktuellen Marktumfeld bedeutet das, mögliche Verluste realistisch einzuschätzen und sich nicht auf übertrieben optimistische Renditeerwartungen zu verlassen, die sich an den Renditen der jüngsten Vergangenheit orientieren.

Marktkorrekturen, von 1920 bis 2020

In den vergangenen Jahren verliefen Kurskorrekturen meist mild. In Zukunft müssen Anlegerinnen und Anleger mit tieferen und länger anhaltenden Kursverlusten rechnen. 

 

Ein Streudiagramm zeigt den durchschnittlichen Umfang und die Dauer von Rückgängen am US-Aktienmarkt von mehr als 10% für acht Zeiträume seit den Zwanzigerjahren, die überwiegend nach Jahrzehnten gegliedert sind. Die Verlustphasen von geringerem Umfang und kürzerer Dauer sind im unteren linken Bereich des Streudiagramms abgebildet, die größeren, länger anhaltenden Verlustphasen oben rechts.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.

Anmerkungen: Jeder Punkt steht für die durchschnittliche Dauer und das Ausmaß aller Kursrückgänge am US-Aktienmarkt von mehr als 10% während des jeweiligen Zeitraums. Die Zeiträume sind in Jahrzehnten angegeben, allerdings mit zwei Ausnahmen: Die Zwanzigerjahre beginnen erst am 31. Dezember 1927, der Zeitraum 2010–2024 umfasst den 15-Jahres-Zeitraum vom 4. Januar 2010 bis zum 31. Dezember 2024. Die Zeiträume bilden die Anzahl der Handelstage vom Höchst- bis zum Tiefststand ab. Die Prozentzahlen entsprechen den reinen Kursrückgängen (ohne Dividendenzahlungen) des Standard & Poor‘s 500 Index (bzw. des S&P 90 Index vor April 1957). Die Punkte für die Dreißiger- und Vierzigerjahre sind nicht abgebildet, zumal die Erholung vom letzten Rückgang in den Zwanzigerjahren erst nach mehr als zwei Jahrzehnten wieder das Niveau des vorherigen Höchststandes vom Vorabend des Börsenkrachs von 1929 erreichte. 

Quellen: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Indexrenditen von Bloomberg. 

Wie die Grafik zeigt, waren die letzten 15 Jahre für US-Aktien (aber auch für andere Aktienmärkte) günstig, Kursverluste waren mild und kurzlebig. Einige mögen diesen Zeitraum als lang empfinden und daraus schließen, dass ruhige Märkte auf Dauer Bestand haben werden. Die schnelle Erholung nach den drastischen Kursverlusten, mit denen die Märkte auf die weitreichenden US-Zollankündigungen vom 2. April reagiert hatten, dürfte manche in dieser Einschätzung bestärken. Doch die Vergangenheit lehrt, dass Kursverluste an den Aktienmärkten deutlicher ausfallen und länger anhalten können, als wir es in den letzten Jahren gewohnt waren. Mit Blick auf die Zukunft sollten sich Anlegerinnen und Anleger auf einen solchen möglichen Wetterumschlag einstellen.

Neue Risikoquellen, neue Risikoeinstellung

Verschiedene Kräfte haben in den letzten 15 Jahren zusammengewirkt und Kursrückgänge abgefedert. Diese Kräfte könnten sich verändern und ein schwierigeres Risikoumfeld schaffen. 

  • Wenn Haushaltsdisziplin wieder an Bedeutung gewinnt, bleibt womöglich weniger Spielraum, um auf zukünftige Konjunkturflauten zu reagieren. 
  • Ungünstige angebotsseitige Entwicklungen und eine mögliche Stagflation könnten den Maßnahmen der Zentralbanken zur Eindämmung von Marktvolatilität entgegenwirken.
  • Eine mögliche Neuordnung des globalen Handelsökosystems hätte erhebliche langfristige Folgen und könnte neue disruptive Kräfte hervorbringen, die unvorhersehbar sind. 

Für einige Anlegerinnen und Anleger könnte eine umsichtigere Risikoeinstellung bedeuten, die Möglichkeit längerer und deutlicherer Verlustphasen in Betracht zu ziehen, die eher den Verlustphasen der vergangenen 100 Jahre entsprechen. Selbst wenn eine solche Rekalibrierung nicht zu dramatischen Umstellungen in der Asset-Allokation führt, kann sie doch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Anlegerinnen und Anleger auch in Abschwüngen an ihrem Portfolio festhalten.

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