Ein Kommentar von Mohneet Dhir, Multi-Asset Product Specialist, Vanguard, Europe

 

  • Für die langfristige Wertentwicklung eines Portfolios ist vor allem die Asset-Allokation entscheidend, nicht die Wertpapierauswahl.
  • Eine taktische Asset-Allokation ist schwer umsetzbar und erreicht unter Umständen das Gegenteil: Langfristige Ziele kommen nicht näher, sondern rücken weiter weg.
  • Die meisten Anlegerinnen und Anleger sind mit einer langfristigen, strategischen Asset-Allokation aus globalen Aktien und Obligationen gut aufgestellt. Die Schwierigkeit besteht eher darin, in guten wie in schlechten Zeiten an dieser Asset-Allokation festzuhalten.

 

Die Umsetzung langfristiger Ziele muss nicht schwer sein – zumindest für die meisten Anlegerinnen und Anleger. Studien haben immer wieder gezeigt, dass eine strategische Asset-Allokation aus globalen Aktien und Obligationen bei einem langfristigen Anlagehorizont gute Erfolgsaussichten bietet.1

Die eigentliche Herausforderung ist eine andere: Anlegerinnen und Anleger müssen in guten wie in schlechten Zeiten an dieser strategischen Asset-Allokation festhalten und sich auf langfristige Ergebnisse konzentrieren.

Wenn ein Portfolio in einem volatilen Marktumfeld an Wert verliert (wie zum Beispiel im vergangenen Jahr), steigt die Versuchung, taktische Anpassungen vorzunehmen. Zum Beispiel könnten Beraterinnen und Berater auf Fonds mit flexibler Asset-Allokation umstellen oder die Gewichtungen anpassen, um das Exposure auf Aktien oder Obligationen zu erhöhen.

Taktische Allokationsentscheidungen mögen gut gemeint sein, sie lassen sich jedoch nur schwer konsequent umsetzen. Und womöglich bringen sie Anlegerinnen und Anleger ihren Zielen nicht näher, sondern erreichen das genaue Gegenteil. 

Betrachtet man die einzelnen Schritte einer taktischen Anlageentscheidung, dann fällt auf: Damit sie zum Erfolg führt, muss man gleich fünf Mal die richtigen Entscheidungen treffen. Daher bietet eine strategische Asset-Allokation langfristig bessere Erfolgschancen – insbesondere in volatilen Marktphasen, wenn Timing-Entscheidungen noch schwieriger werden. 

So gelingt die richtige Asset-Allokation

Wegen der fundamentalen Bedeutung der Asset-Allokation für die langfristigen Anlageergebnisse gehört es wohl zu den wichtigsten Aufgaben von Beraterinnen und Beratern, die richtigen Mischung aus Aktien und Obligationen für ihre Kundinnen und Kunden zusammenzustellen.

Unabhängig davon, ob sie ihre Multi-Asset-Musterportfolios selbst zusammenstellen oder All-in-One-Lösungen nutzen: die Portfoliostruktur eines Kunden, der noch 30 Jahre zu sparen hat, wird deutlich Abweichen vor der einer Kundin mit einem kürzeren Zeithorizont. 

Grundsätzlich gilt: Kundinnen und Kunden mit einem längeren Anlagehorizont sind unter Umständen mit einem hohen Aktienanteil (vielleicht 80 bis 100%) besser bedient, während solche, die zum Beispiel kurz vor dem Ruhestand stehen, vielleicht nur 20 bis 40% ihrer Ersparnisse in Aktien und den Rest in globale Obligationen investieren sollten.

Vorteile eines 60/40-Portfolios

Das traditionelle Multi-Asset-Portfolio aus Aktien und Obligationen, auch als 60/40-Portfolio bekannt, setzt voraus, dass Anlegerinnen und Anleger den Kompromiss zwischen Risiko und Rendite akzeptieren und verstehen, wie sich verschiedene Anlageinstrumente in der Vergangenheit entwickelt haben. Wir haben keine Kontrolle über die Märkte. Wer jedoch die Muster in der langfristigen Wertentwicklung von Aktien und Obligationen versteht, kann Portfoliorisiken besser steuern.

Die nachstehende Grafik bildet die rollierende Korrelation täglicher Aktien- und Obligationenrenditen sowohl über 60 Geschäftstage als auch über Zweijahreszeiträume seit dem Jahr 1992 ab. Wie man sieht, war die Renditekorrelation zwischen Aktien und Obligationen in den letzten 20 Jahren über einen Zwei-Jahres-Zeitraum weitgehend negativ oder annähernd null; über kürzere Zeiträume waren dagegen positive Korrelationen durchaus nicht ungewöhnlich.

Korrelationen zwischen kurz- und langfristigen Aktien- und Obligationenrenditen 

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Erträge.

Quelle: Berechnungen von Vanguard in USD auf Grundlage von Daten von Refinitiv. Daten für den Zeitraum vom 1. Januar 1992 bis zum 22. März 2023.

Hinweise: Die Grafik zeigt die Korrelation der täglichen Aktien- und Obligationenrenditen über 60 bzw. 504 Geschäftstage seit dem 1. Januar 1992. Aktien und Obligationen werden dargestellt durch den S&P 500 Price Index bzw. den S&P Treasury Bond Current 10 Years Index.

Aus diesem Grund empfehlen wir langfristigen Anlegerinnen und Anlegern ein Multi-Asset-Portfolio, das neben Aktien auch aus Obligationen besteht, denn Obligationen haben sich als guter Schutz gegen Abschwünge am Aktienmarkt erwiesen.

Zwar sind die Kurse an den Aktien- und Obligationenmärkten im vergangenen Jahr im Gleichschritt eingebrochen; doch auch wenn derartige parallele Kursrückgänge in der Tat vorkommen, bewegen sich Aktien und Obligationen meist in entgegengesetzte Richtung.2 So war es auch in der ersten März-Hälfte, als die Kurse an den Obligationenmärkten stiegen, während die Aktienkurse fielen.3

Da die Märkte weiterhin auf Leitzinsprognosen und Konjunkturdaten reagieren, könnte es auch in diesem Jahr zu Volatilität kommen. Die längerfristigen Aussichten für ein 60/40-Portfolio haben sich dank höherer Zinserträge für langfristige Obligationeninvestorinnen und -investoren sowie günstigerer Aktienbewertungen jedoch verbessert.

Kurs halten

Nachdem Beraterinnen und Berater die Asset-Allokation auf die langfristigen Ziele ihrer Kundinnen und Kunden abgestimmt haben, müssen sie dafür sorgen, diese Struktur unter unterschiedlichen Marktbedingungen stabil zu halten (zumindest solange die Asset-Allokation den Zielen und dem Risikoprofil der Kundin oder des Kunden entspricht) und das Portfolio zu diesem Zweck in regelmässigen Abständen auf seine ursprüngliche Asset-Allokation zurücksetzen.

Im Laufe der Zeit können sich die Umstände und persönlichen Ziele ihrer Kundinnen und Kunden jedoch ändern. Zum Beispiel können sie früher in Rente gehen, ein Sabbatjahr einlegen, ein neues Haus kaufen oder einen Verwandten finanziell unterstützen. Wenn sich die Ziele von Kundinnen und Kunden in dieser Form ändern, sind möglicherweise Veränderungen in der Anlagestrategie notwendig – und damit in seltenen Fällen auch an der Asset-Allokation.

Die Asset-Allokation ist der Motor zu Umsetzung von Anlagezielen; sie funktioniert jedoch nur, wenn man langfristig und unabhängig von der Marktlage an ihr festhält. Das bedeutet, auch bei fallenden Märkten und Portfolioverlusten Kurs zu halten. Wer Vermögenswerte bei fallenden Kursen verkauft, realisiert Verluste und verzichtet auf mögliche zukünftige Gewinne.

 

1 Siehe Wallick, D.W., Shanahan, J., Tasopoulos, C., und Yoon, J., 2012. „The Global Case for Strategic Asset Allocation“, Vanguard Research, und Brinson, G.P., Hood, L.R., und Beebower, G. L., 1986. „Determinants of Portfolio Performance“, Financial Analysts Journal, 42(4): 39–44.

2 Siehe Renzi-Ricci, G. und Baynes, L., 2021. Siehe „Hedging equity downside risk in the low-yield environment.“ Analyse der Entwicklung der globalen Aktien- und Obligationenmärkte während Kurseinbrüchen und Kurskorrekturen am Aktienmarkt zwischen Januar 1988 und November 2020. Berechnung in EUR. Aktienrenditen werden durch den MSCI AC World Total Return Index, Obligationenrenditen durch den Bloomberg Barclays Global Aggregate Total Return Index (abgesichert in EUR) dargestellt.

3 Quelle: Berechnungen von Vanguard auf Grundlage von Bloomberg-Daten. Daten für den Zeitraum vom 1. März 2023 bis zum 20. März 2023. Globale Aktien und Obligationen werden dargestellt durch den FTSE All-World Index bzw. den Bloomberg Global Aggregate Float Adjusted and Scaled Index. Kursrenditen in Euro. 

Wichtige Hinweise zu Anlagerisiken

Der Wert der Investitionen und die daraus resultierenden Erträge können steigen oder fallen, und Investoren können Verluste auf ihrer Investitionen erleiden.

Frühere Wertentwicklungen sind kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen.

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